Was sind “Studentenreiter” eigentlich?

Studentenreiter sind – je nach Vorliebe – Studenten, die nebenher ein bisschen reiten oder auch Reiter, die ab und zu auch ein wenig studieren. Aber so ganz so einfach ist es dann doch nicht…

Der Reitsport ist schon seit jeher fest an den Hochschulen verankert – und so reichen auch die Anfänge der Studentenreiterei bis ins 17. Jahrhundert zurück. Die erste übergreifende Organisation aber entstand erst 1929 mit der Gründung des ersten Akademischen Reitbundes, als dessen Nachfolgeorganisation 1954 der Deutsche Akademische Reiterverband (kurz DAR) gegründet wurde. Der DAR ist der Dachverband aller einzelnen Studentenreitgruppen, die es mittlerweile an den meisten deutschen Universitäten gibt. Allerdings ist die Studentenreiterei nicht nur in Deutschland weit verbreitet – wie man an den regelmäßig stattfindenden internationalen Studententurnieren sehen kann. Der DAR ist aber nicht allein Anlaufstelle für die “Aktiven”, sondern genauso für viele Ehemalige – denn frei nach dem Motto “Einmal Studentenreiter, immer Studentenreiter” bleiben viele Ehemalige der Studentenreiterei auch nach ihrer Studienzeit treu. Und oft tragen sie die in dieser Zeit gesammelten Erfahrungen weiter auch in den “offiziellen” Sport – sei es auf der organisatorischen Seite oder auf Seiten der Aktiven wie beispielsweise die ehemaligen Studentenreiter Isabell Werth oder Gina Capellmann.

Und was macht so eine Studentenreitgruppe?

Zunächst einmal treffen wir uns, meist einmal in der Woche, in lockerer Runde – zum Quatschen (nicht nur, aber auch über Pferde), Planen und Organisieren. Denn das eigentlich Wichtige sind die Turniere: Die CHU’s (Concours Hippique Universitaire) finden an den Wochenenden außerhalb der grünen Saison, also vom Herbst bis ins Frühjahr hinein, in ganz Deutschland statt. Organisiert werden diese von den jeweils lokalen Reitgruppen. Hierher werden im Normalfall 12 Mannschaften mit je 3 Reitern eingeladen, die sich in der Dressur und im Springen messen. Allerdings werden hier fremde Pferde geritten, so dass auch Reiter ohne eigenes Pferd aktive Studentenreiter sein können.

Los geht ein solches Turnier mit dem Eintreffabend am Freitag, wobei der Abend durchaus bis in die frühen Morgenstunden dauern kann. Nach kurzem Schlaf in einer Turnhalle beginnt der reiterliche Teil Samstags mit der Dressur. In der A-Runde reiten jeweils 3 Reiter von unterschiedlichen Unis auf einem Pferd – der jeweils Beste kommt weiter. Gleichzeitig wird hier auch eine Mannschaftsnote ermittelt, die die spätere Mannschaftswertung beeinflusst. Die nächste Runde ist eine L-Dressur auf Trense, hier wird das oben beschriebene KO-System weitergeführt, so dass nach dem Halbfinale (L-Kandarre) sonntags noch 2 Reiter im Dressurfinale auf M-Niveau, wieder auf demselben Pferd, gegeneinander antreten.

Doch zuvor findet am Samstag Abend die Party statt. Um das Durchhaltevermögen anzustacheln werden auch hier Preise vergeben – aber was es mit Baggerpreis und Survival-Cup auf sich hat, findet man am besten selbst heraus. Am Sonntag schließlich geht’s ans Springen, das nach demselben System funktioniert wie die Dressur. Auch hier kommt nur der Beste auf dem jeweiligen Pferd weiter und kann sich ins Finale reiten.

Aus dem Abschneiden der Reitgruppen-Mannschaften auf den Turnieren ergibt sich schließlich eine Rangliste, die über die Teilnahmemöglichkeit bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften (kurz DHM) im Reiten – dem Höhepunkt des Studentenreiter-Jahres – entscheidet.

Soweit zum Technischen – und wo bleibt die B-Note? Die wird maßgeblich von den mitreisenden “Schlabus” beeinflusst, die ihre Mannschaft anfeuern, sie auf den Partys unterstützen und während des gesamten Turniers für eine ausgelassene und faire Stimmung sorgen, wie man sie von einem “normalen” Turnier sicher nicht kennt.

Das eigentlich Besondere am Studentenreiten aber, kann man sowieso nicht beschreiben. Am Besten fährt man einfach mit und lässt sich vor Ort in alle Traditionen vom Knotentanz bis zum Finalknutschen einweisen.